Montag, 29. Mai 2017

Heute zu Gast bei Janet de Klerk: Kim Jong-un, Staatspräsident von Nordkorea




Majestätisch erhebt sich der Paektusan, der heilige Berg der Koreaner über die irdischen Verwerfungen, die zu seinen Füssen die Menschen umtreiben. 2750 Meter hoch ragen die Gipfel des schlafenden Vulkans, dessen Name auf Deutsch „weissköpfiger Berg“ bedeutet, eine Referenz auf die pulvrig-hellgraue Lava-Asche, die sich wie Puderzucker auf die braunen und grauen Felsen legt. Ganz oben, dem höchsten Punkt der koreanischen Halbinsel, gibt der Paektusan einen wunderschönen Blick frei: Der riesige, tiefblaue Kratersee, entstanden im Jahre 969 beim bisherig heftigsten Ausbruch des Vulkans, lädt ein zum Träumen. Deshalb nennen die Koreaner den See Ch’onji – Himmelssee.
Ganz nahe dieser fast magischen Ruhe findet unter grössten, aber diskreten Sicherheitsvorkehrungen das folgende Interview statt.

Frage (F): Mr. Kim Jong-un, vielen Dank, dass Sie sich für dieses Gespräch zur Verfügung gestellt haben. Ihre Zeit ist knapp, reden wir darum nicht lange um den heissen Brei herum: Warum dieses Säbelrasseln mit Ihren atomaren Langstrecken-Raketenversuchen?
Antwort (A): Ihr Europäer wollt immer nur eine Seite wahrhaben. Eure Lügenmedien erzählen ständig nur Horrorgeschichten über uns: ‚Achse des Bösen, ‚Kriegstreiber’, ‚dunkles Land’. Totaler Blödsinn. Sie können hier alle fragen: Keiner will Krieg, auch ich nicht. Wir wollen dasselbe wie fast alle Menschen: Frieden, Wohlstand, Sicherheit.“

F: Wie passt das mit Ihren atomaren Tests zusammen? Etwa Raketen für den Frieden? Warum diese Provokationen?
A: Der Westen provoziert uns doch auch ständig. Die USA machen seit Jahren Manöver vor unserer Haustür und spielen mit Südkorea Krieg gegen uns. Wir wissen nie genau, ob sie nur eine Übung abhalten oder uns angreifen. Es gibt immer noch keinen Friedensvertrag zwischen Süd- und Nordkorea – nur den Waffenstillstand von 1953. Was ist mit Lybien, mit dem Irak resp. deren gewählten Präsidenten geschehen? Ermordet!

F: Kann ja sein. Aber muss man auf Biegen und Brechen am Atomwaffenprogramm festhalten?
A (wird lauter): Kein Land der Welt braucht Atomwaffen dringender als Nordkorea. Hirngewaschene Amerikaner, deren Geschichtsverständnis nur bis 9/11 zurückreicht, sind natürlich anderer Meinung, aber sie beziehen ihre Informationen von manipulierten Medien: CNN, Fox und wie sie alle heissen. Ein Beispiel: Sollte eine Nation vor der kalifornischen Küste Flugzeugträgergeschwader stationieren und vor der mexikanischen Küste gewaltige Manöver durchführen, mit der Absicht, die gesamte Bevölkerung einzuschüchtern, dann würden sie die Lage vielleicht anders betrachten. Die laufen doch schon bei der Androhung einer Mauer Amok! Sie sähen dann, wie nützlich es ist, ein paar Atomwaffen zu haben, um andere davon abzuschrecken, etwas richtig Dummes anzustellen.

F: Übertreiben Sie nicht?
A: Lassen Sie mich historisch werden: Wissen Sie, dass die USA im Koreakrieg zwischen 1950 und 1953 mehr Bomben auf Nordkorea abgeworfen haben als während des gesamten Zweiten Weltkriegs im Pazifikraum? Dass dazu auch 32’000 Tonnen (!) Napalm gehörten, mehr als in Vietnam? Eine Expertise von US-Militärs zeigte im Anschluss an den Korea-Krieg, dass das Land proportional einen höheren Zerstörungsgrad aufwies als Japan Ende August 1945. Man schoss auf alles, was sich bewegte und bombardierte nicht nur Städte, sondern auch Dämme, um landwirtschaftliche Flächen zu fluten und so die Lebensmittel-Versorgung der Bevölkerung zu kappen.
Allein auf Pjöngjang warfen die USA mehr als 420’000 Bomben ab, die Stadt war eine einzige Trümmerwüste.

F: Können Sie dies belegen?
A (noch lauter): Belegen? Gibt es eine zynischere Frage? In einer alarmierenden Botschaft an die Vereinten Nationen schrieb Nordkoreas Aussenminister im Januar 1951: „Am 3. Januar um 10.30 Uhr entlud eine Armada von 82 fliegenden Festungen ihre tödliche Ladung auf Pjöngjang. Hunderttausende Tonnen Bomben und Brandsätze wurde fast gleichzeitig auf die Stadt abgeworfen. Die transatlantischen Barbaren bombardierten die Stadt mit hochexplosiven, zeitversetzt zündenden Bomben, die einen ganzen Tag lang in Intervallen explodierten, so dass es den Menschen unmöglich war, auf die Strassen zu gehen. Die gesamte Stadt brennt nun seit zwei Tagen. Am zweiten Tag waren 7812 Häuser abgebrannt. Den Amerikanern war bestens bekannt, dass es in Pjönjang keine militärischen Ziele mehr gab. (...) Es sind noch etwa 50’000 Einwohner in der Stadt. Vor dem Krieg waren es 500'000.“
Darüber lesen Sie im Westen nie etwas!

F (sichtlich beeindruckt): In der Tat...
A: Schauen Sie, westliche Frau, der einzige Grund, warum ich Saddam Hussein und Ghaddafi noch nicht im Jenseits die Hand schüttle ist a) weil wir nicht auf Öl sitzen wie Lybien oder der Irak, die übrigens den Amis auch vertraut haben!, und b) weil wir die Möglichkeit haben, Okinawa, Tokio und Seoul in brennende Trümmerfelder zu verwandeln. Ohne unsere Massenvernichtungswaffen hätten wir längst einen Präventivschlag einstecken müssen. Wenn es denn bei einem geblieben wäre.
Trump steht doch Morgens auf und wenn ihm seine Tochter sagt, er müsse Pjöngjang bombardieren, weil ein Baby dort gestorben ist, tut er es doch!

F: Gibt es einen Weg aus dieser Sackgasse?
A: Natürlich! Man müsste nur das Abkommen von 1994 umsetzen.

F: Und wie lautet dieses?
A: Das Abkommen behaltet sogar Versprechen: Der Westen, vor allem die USA, helfen uns beim Bau von zwei Leichtwasserreaktoren, damit mein Volk mit Heizwärme und genügend Licht versorgt werden kann und wir stoppen im Gegenzug unser Nuklearprogramm. Davon werden Sie in westlichen Medien nichts mehr lesen, die sind doch nur der Propagandaflügel des Pentagons und seiner Waffenlobby! Das ist alles. Haltet euch einfach an den verdammten Deal. Wie schwierig kann das sein?

F: Wie schwierig?
A: Der ehemalige Präsident der USA, Jimmy Carter, hat es 2010 in der Washington Post so zusammengefasst: “Die Vereinbarung beinhaltet die Denuklearisierung der nordkoreanischen Halbinsel, den Verzicht auf einen Angriff seitens der USA und Schritte zur weiteren Entwicklung des Landes und zu einem dauerhaften Friedensvertrag, der den Waffenstillstand von 1953 ablösen soll. Leider ist seit 2005 kein substantieller Fortschritt mehr erzielt worden.“
Wieso hat eigentlich Obama den Friedensnobelpreis erhalten? Ein Witz! Noch Fragen?

F: Nein. Mr. Kim Jong-un, vielen Dank für das Gespräch.
A: (Geht grusslos davon...)



Freitag, 19. Mai 2017

Heute zu Gast bei Janet der Klerk: Emmanuel Macron, neuer französischer Staatspräsident


Frage (F): Monsieur Macron, herzliche Gratulation zum Staatsoberhaupt Frankreichs!
Antwort (A): Merci, merci beaucoup, Madame de Klerk (nimmt ihre Hand, um ganz in französisch-staatsmännischer Manier einen Bisou auf ihren Handrücken zu drücken).

F: Wie waren die ersten Stunden als franz. Staatspräsident?
A: Wie erwartet, ja genau so!

F: Und das heisst?
A: Nun, ich werde leichtes Spiel haben und nicht allzu viele schwere Aufgaben lösen müssen.

F: Oh là là, ist das nicht etwas blauäugig? Ihr Vorgänger François Hollande ist daran zerbrochen.
A: Ja, aber das war ein reines Marketing-Problem (lächelt).

F: Bitte?
A: Mit diesem Namen hätte er in den Niederlanden gegen Geert Wilders kandidieren sollen (lächelt).
F (lächelt auch): Ach so. Viele sagen, dass Ihre Frau Brigitte einen grossen Anteil an Ihrem Wahlerfolg gehabt haben soll?
A: Absolut. Ich konnte mich auf die wesentlichen Aufgaben eines Wahlkampfes konzentrieren, ohne dauernd Angst haben zu müssen.

F: Angst um was?
A: Um Avancen gegenüber meiner Frau.

F: Können Sie das etwas erläutern?
A: Nun, auf Grund ihres Alters ist meine Frau für die meisten dauergeilen französischen Politiker nicht mehr interessant. Das schafft Freiräume für das Wesentliche. Nicolas, der ungarische Zwerg, musste doch stets wie ein Kampfpudel um seine Carla schleichen. Ich kann Brigitte sogar mit DSK alleine lassen.

F: DSK?                                                        
A: Dominique Strauss-Kahn.

F: Alles klar. Mit wem aber würde das doch nicht gehen?
A: Mit Gérard Dépardieu.

F: Warum ausgerechnet Depardieu?
A: Weil sich der mit 14 Flaschen Wein pro Tag meine Frau schön saufen würde. Zum Glück ist er jetzt Russe und säuft mit Putin um die Wette.

F: Lassen wir das. Sie geben sich sehr sozialliberal, in Wahrheit sind Sie aber ein Handlanger der Finanzeliten?
A: Mais non, ich bin für die Ärmsten der Armen da.

F: Darum stiegen die Börsen nach Ihrer Wahl markant an.
A: C’est pas vrai!

F: Machen wir den Faktencheck: Der Pariser Aktienindex CAC 40 stieg um fast 5 Prozent, gewisse Bankaktien um 10 Prozent.
A: Weil ich besser bin als Marine!

F: Das mag durchaus sein, aber ich behaupte: Marine le Pen hätte sich nie und nimmer drei Millionen Euro als Salär ausbezahlen lassen. Sie hätte auch nie als Investment-Bankerin gearbeitet.
A: Das habe ich nie verdient.

F: Oh doch, bei der Bank Rothschild.
A: (Schüttelt nur, etwas verzweifelt, den Kopf). 

F: Sie waren auch ein unauffälliger Schüler!
A: Comment vous savez ça?

F: Sie haben beim Marxisten (!) Etienne Balibar ein Diplom erworben. Dieser konnte sich nicht mal mehr an Sie erinnern.
A: ich war schon immer zurückhaltend und bescheiden.

F: Genau. Darum sind Sie Politiker geworden und haben vorher die ENA besucht!
A: C’est quoi ça?

F: Ich helfe Ihnen: Die Ecole Nationale d’Administration. Dort lernt man nichts anderes als regieren, vor allem mit Hilfe schöner Worte.
A: Ahhhhh, jetzt isch erinnere mich. Habe ich nicht dort Brigitte kennengelernt, ma femme?

F: Das weiss ich nicht, aber, dass Sie Ihre Vermögensverhältnisse offen legen mussten, als Sie von Hollande zum Wirtschaftsminister berufen wurden. Vom vielen Rothschild-Geld war nichts mehr in Frankreich, nur noch Verbindlichkeiten.
A: Mais c’est impossible...

F: Es geht noch weiter: Als Sie Ihr Amt niederlegten, um Wahlkampf zu machen, wurde Ihnen vorgeworfen, aus dem Etat Ihres Ministeriums einen sechsstelligen Betrag abgezweigt zu haben, um PR zu machen. Im Gegensatz zu Ihrem Konkurrenten François Fillon hat sich bisher aber noch kein Staatsanwalt dafür interessiert. In Russland oder der Türkei würde man sofort von Korruption und Wahlverfälschung sprechen.
A: Aber, mais (Vergräbt sein Gesicht in den Händen...)

F: Ich bin noch nicht fertig: Weil Sie für die Ärmsten der Armen sind, haben Sie Ihren Wahlerfolg auch nicht mit den Wahlhelfern, sondern mit einer exklusiven Schickeria in einer Pariser Nobelbrasserie gefeiert.
A: (Dreht sich, jetzt völlig verzweifelt um, auf der Suche nach Brigitte, seiner Frau) Maman, ähhh... Brigitte, viens, hilf mir!

F: Monsieur Macron, vielen Dank für dieses Gespräch und viel, viel Kraft in Ihrem Einsatz für die Ärmsten der Armen.
(Mittlerweile ist auch Brigitte Macron eingetroffen und führt ihren Emmanuel, mit bösen Blicken in Richtung unserer Janet, tröstend ab.)