Frage (F):
Martin Schulz, herzliche Gratulation zur Ernennung zum Kanzlerkandidat der SPD.
Antwort (A) (Verschränkt die Hände auf dem Bauch):
Dankeschön, dankeschön.
F: Sie haben
immerhin ein SPD-Schwergewicht wie Sigmar Gabriel dazu gebracht, den Weg für
Sie frei zu machen. Wie fühlt sich das an?
A: In der Tat
habe ich Sigmar schon lange gesagt, dass er zu schwer sei und etwas für seine
Fitness tun müsse. Er wollte nicht auf mich hören.
F: Ich meinte
es zwar mehr politisch, aber lassen wir das mal so stehen. Die Ernennung kam
plötzlich und ich erlaube mir, nochmals die Frage meiner Kollegin Anne Will
aufzunehmen: Können Sie überhaupt Kanzler, Herr Schulz?
A: Natürlich,
ich fühle mich sogar dazu berufen. Warum zweifeln Sie?
F: Ihre
politische Erfahrung ist doch, sagen wir mal, äusserst bescheiden.
A: Ich bitte
Sie: Ich war jahrelang Bürgermeister.
F: Das
stimmt. Von Würselen.
A: Genau.
Eine pulsierende Metropole – dank meiner Vorarbeit. Und ich war Chef des
Europa-Parlaments.
F: In der
Tat. Ist aber auch nicht viel mehr als eine politische Sozialstelle.
A: Wie bitte?
F: Mein Vater
pflegte zu sagen: Hast du einen politischen Opa – schick ihn nach Europa.
A: (der Kopf beginnt sich zu röten) Ihr
Vater lag falsch, völlig falsch, total falsch (echauffiert sich zunehmend).
F: Ihre Funktion
in Brüssel zeichnete sich doch wesentlich mehr durch höfischen Popanz als durch
Leistung und Einfluss aus?
A: Höfischen
Popanz?
F: Ihr Tross
umfasst 38 Leute, davon 2 Limousinen-Chauffeure.
A: Ehre wem
Ehre gebührt. Und übrigens: Auch Donald Trump verfügt über keinerlei politische
Erfahrung.
F: Sie
vergleichen sich also mit Donald Trump?
A: Ja
natürlich, ich meine natürlich nicht, also irgendwie schon, aber doch nicht,
weil einfach anders und nicht gleich.
F: Sie sind
bekannt für präzise Ansagen, bei...
A: Absolut.
F: (...) bei
denen Sie sich auf die Seite des einfachen Volkes stellen und mit Ihrer
bescheidenen Herkunft kokettieren. Sind Sie ein Populist?
A: Nein,
niemals.
F: Wissen Sie
überhaupt, woher das Wort kommt?
A: Natürlich:
Es setzt sich zusammen aus Pop und Mist, also schlechte Popsongs. Ich habe aber
mit Popmusik nichts am Hut.
F: Haha.
Selbst Heribert Prantl hat Sie als Populist bezeichnet.
A: Wer ist
das? Ein Musikkritiker?
F: Nein, ein
Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung und Leiter des Ressorts
Innenpolitik. Linker Gutmensch.
A: Nie
gehört.
F: Was ist
Ihr politisches Programm?
A: Arbeit für
alle, soziale Gerechtigkeit, Rentensicherheit...
F: Wie
innovativ. Haben wir bisher noch nie so klar gehört.
A: ...und
Alemannia Aachen in die erste und der SV Würselen in die zweite Bundesliga.
F: Träumen
Sie weiter, wie damals, als Sie Profifussballer werden wollten.
A: Das sind
keine Träume, der neue Sponsor Red Bull wird uns Flügel verleihen.
F: Red Bull
ist schon bei RB Leipzig unter Vertrag. Dort
herrscht schon der Rinderwahn.
A: Waaaaas?
Habe ich gar nicht mitbekommen. Mist. Mist. Mist!
F: Herr
Schulz, was wird Ihr Wahlkampf-Motto sein?
A: (Steht auf, streckt die Brust raus und knöpft
sich das Sakko zu): Martin Schulz, die Alternative für Deutschland!
F: (Lacht) Da
wird sich die AfD aber freuen über so viel Zusatzwerbung!
A: AfD? Was
ist das?
F: Die
Alternative für Deutschland, eine aufstrebende Partei am rechten Spektrum.
A: Das muss
ich gleich dem Sigmar und dem Jean-Claude (Juncker;
EU-Kommissionspräsident; Anmerk. der Redaktion) erzählen. Von denen haben
wir in Brüssel bisher noch gar nichts gehört.
F: Herr
Schulz, besten Dank für das Gespräch und einen guten Wahlkampf.